Impuls
Fröhlich, geduldig, beharrlich
Vielleicht erinnern Sie sich noch. 27. Mai 2023, Pfingstsamstag. Dortmund. Alles ist schon für die Meisterfeier geplant. Zehntausende Fans von Borussia Dortmund in der Stadt; für den Autokorso am Pfingstsonntag werden 200.000 Menschen erwartet. Pfingstliche Stimmung im Revier. Wie vor 2.000 Jahren in Jerusalem: Als der Wind brauste und Feuer züngelte. Und dann: Meister für acht Minuten, Tristesse, Fassungslosigkeit, Tränen – nach einem Unentschieden gegen Mainz geht die Meisterschale der Fußball-Bundesliga doch wieder nach München. In Bezug auf Pfingsten und den Heiligen Geist könnte man sagen: Der Geist weht, wo er will. Oder war es vielleicht ganz anders, damals in Jerusalem? Dass die Jünger den Heiligen Geist empfingen und begannen das Evangelium zu verkünden, ist unstrittig. Die Ausbreitung der christlichen Gemeinden in der Folgezeit legt darüber ein eindeutiges Zeugnis ab. Ob es aber einen Begeisterungstaumel gegeben hat, da habe ich doch meine Zweifel.
Vielmehr glaube ich, dass die Qualitäten des Heiligen Geistes andere sind: Geduld, Beharrungsvermögen, auch Fröhlichkeit. Oder wie es Paulus im Brief an die Römer schreibt: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (12,12) Denn die Situation der Menschen, an die Paulus schreibt, ist ja gar nicht so anders wie die heutige Situation: Viele Menschen ihres Umfeldes verstanden ihren christlichen Glauben nicht. Zurückhaltend formuliert. Klarer ausgedrückt: Sie hielten ihn schlichtweg für dummes Zeug. Das muss eine schmerzhafte Erfahrung gewesen sein. Da sind diese ersten Christen vom Evangelium zutiefst überzeugt, es brennt in ihnen, sie möchten andere Menschen davon überzeugen – und treffen auf Unverständnis, zum Teil auf Ablehnung, auf „Nicht verstehen können“ und „Nicht verstehen wollen“.
Und in dieser Erfahrung sind die Christinnen und Christen uns heute sehr nahe. Was uns bewegt, das verstehen viele nicht mehr. Vielleicht, weil wir es zu lange für selbstverständlich gehalten haben, dass der christliche Glaube allen verständlich ist. Dass der christliche Glaube selbstverständlich ist in einem – lange Zeit – christlich geprägten Land. Vielleicht aber auch, weil Christen manchmal anders leben, als sie (vom Glauben) reden. Oder auch, weil wir zu oft unseren Glauben als unsere Privatsache behandeln?
Ich weiß es nicht; was ich aber weiß, ist: Bei aller Enttäuschung und bei aller eigenen Müdigkeit im Glauben kann ich empfehlen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“
So kann der Heilige Geist in uns wirken und wir hüten ihn nicht wie einen Schatz, als könnten wir ihn verlieren, wenn wir ihn mit anderen Menschen teilen. Wir sind keine Buchhalter Christi, sondern seine Zeugen. Als Buchhalter Christi haben wir das Thema Pfingsten verfehlt.
M. T.